Alte Software und neue Herausforderungen Fahrzeuglogistik – das beschäftigt zurzeit die Branche

von Luisa Walendy
Automobile Terminal

Fast täglich liest man über autonome Autos - erste Tests, neue Einsatzgebiete, erfolgreiche oder eben gescheiterte Pilotprojekte. Themen wie Digitalisierung oder Künstliche Intelligenz stehen in der Automobilindustrie auf der Tagesordnung und nicht selten nimmt die Branche sogar eine Vorreiterrolle bei der Einführung neuer Technologien ein. Doch eine aktuelle Studie zeigt, dass die Digitalisierung nicht in jedem Bereich der Automobilindustrie flächendeckend angekommen ist. Laut der Studie von INFORM, in deren Rahmen 103 internationale Unternehmen aus der Fahrzeuglogistikbranche nach ihren Erfahrungen mit IT-Systemen befragt wurden, arbeitet in der Fahrzeuglogistik etwa jeder vierte Befragte mit einer Software, die vor mehr als elf Jahren implementiert wurde – nur etwa die Hälfte der Unternehmen hat in den vergangenen fünf Jahren in den Ausbau moderner IT-Systeme investiert.

Veraltete Software kann Grund für Mängel sein

Auf Basis der Studie lässt sich vermuten, dass das Alter der Systeme unter anderem zu der verbreiteten Unzufriedenheit mit der Software führt. Die Befragten sehen die Schwächen der IT-Systeme vor allem in der Benutzerfreundlichkeit (47 Prozent), Datenerhebung und -auswertung (42 Prozent) und der fehlenden Zukunftsfähigkeit (33 Prozent). Aber warum wird in der Fahrzeuglogistik häufig noch mit veralteten Systemen gearbeitet? Ist dieser Bereich der Automobilindustrie so fernab von digitalen Prozessen? Für einen Großteil der Studienteilnehmer spielen hier vor allem Kosten eine ausschlaggebende Rolle, welche die Einführung eines neuen Systems verhindern. Über die Hälfte der Befragten gaben zu hohe Investitionen als Hauptgrund an. Hinzukommt, dass bereits jeder Dritte schlechte Erfahrungen bei der Implementierung eines IT-Systems in der Vergangenheit gemacht hat und dementsprechend unzugänglich für die Einführung neuer Systeme ist. Ein Grund für die schlechten Erfahrungen in der Vergangenheit könnte vermutlich eine nicht ausreichende Abstimmung des jeweiligen Software-Systems auf die operativen Prozesse sein. Die IT-Systeme für die Automobillogistik greifen oftmals tief in die operativen Prozesse der Unternehmen ein, eine ausführliche und spezialisierte Beratung vor der Implementierung ist daher unerlässlich.

Doch die Studie zeigt auch, dass man die Einführung neuer IT in der Fahrzeuglogistik nicht einfach aufschieben kann: Über die Hälfte der befragten Logistikakteure bestätigt, dass IT-Ausstattung ein entscheidender Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz ist.

Die Umstände erlauben kein Zögern

Die Studie, die erstmals im Jahr 2013 durchgeführt wurde, und somit auch die Entwicklung über die letzten fünf Jahre festhält, spiegelt auch die grundsätzlichen Veränderungen in der Automobilindustrie wider. Denn die Branche befindet sich durch die Digitalisierung in einem spürbaren Wandel, welcher auch die Fahrzeuglogistik erheblich beeinflusst. Steigende Produktionszahlen und die voranschreitende Internationalisierung spielen in der Automobilbranche eine wichtige Rolle. 80 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass in den kommenden fünf Jahren die Menge der zu bewältigenden Fahrzeuge im Logistikbereich um mindestens 10 Prozent steigt, die Hälfte davon rechnet sogar mit einem Anstieg von über 20 Prozent.

Zudem setzt sich gerade bei deutschen Automobilherstellern der Trend fort, dass immer mehr Autos im Ausland gebaut werden. Die Auslandsproduktion ist im Jahr 2017 um sieben Prozent auf 10,8 Millionen Pkw gestiegen, während die Inlandsproduktion um zwei Prozent auf 5,6 Millionen Fahrzeuge zurückging. Vor allem der chinesische Automarkt nimmt an Bedeutung zu. Und auch der zunehmende Stellenwert von alternativen Antrieben beeinflusst die Logistik in der Automobilbranche. Produktionsabläufe und Wertschöpfungsketten könnten sich dadurch stark verändern.

Auf diese veränderten Bedingungen im Rahmen der Digitalisierung, Internationalisierung und der wachsenden Variantenvielfalt müssen IT-Systeme reagieren und die komplexen Prozesse effizient planen und steuern. Laut Studie sind Effizienzsteigerungen der operativen Abläufe (82 Prozent), eine bessere Planung der ein- und ausgehenden Lieferungen (64 Prozent), die Flexibilität bei Planabweichungen (64 Prozent), kürzere Durchlauf- und Lieferzeiten (63 Prozent) und die Transparenz aller Fahrzeugdaten (58 Prozent) die größten Herausforderungen in der Fahrzeuglogistik.

Fazit

Lieferketten und Produktionsabläufe werden in der Automobilindustrie immer kom­plexer. Kunden erwarten eine immer höhere Individualisierung, die Variantenvielfalt nimmt ständig zu. Kurze Innovationszyklen fordern Flexibilität und Anpassungsfähigkeit der Logistik. Dementsprechend werden auch die eingesetzten IT-Systeme herausgefordert. Der Einsatz von IT für die Steuerung der Fahrzeugdistribution und Lieferprozesse wird zunehmend unumgänglich, um dem steigenden Wettbewerbsdruck entgegenzuwirken. Der kontinuierliche Wandel in der Automobilbranche macht es erforderlich, dass sowohl die Logistikprozesse als auch die IT-Systeme auf diese Entwicklungen vorbereitet sind und stets am Puls der Zeit bleiben. Die Branche hat dies offensichtlich erkannt, jetzt muss sie dies nur umsetzen.

Welche großen Herausforderungen sehen Sie für die Fahrzeuglogistik?

Sie möchten sich über die Studienergebnisse im Detail informieren? Dann fordern Sie die vollständige Studie hier an. 



Diese Beiträge könnten Sie auch interessieren

Gefahr erkannt, Gefahr gebannt?

Lesen

Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit: Optimierungsalgorithmen sorgen für die richtige Balance in der Logistik

Lesen

Hybride Flotten: Wie die Steuerung von Mensch und Maschine in der Intralogistik gelingt

Lesen

Über die Autorin

  • Luisa Walendy

    Luisa Walendy arbeitete von 2015 bis 2022 für die INFORM GmbH und schrieb hauptsächlich zu den Themen Produktion und Industrielogistik.

    Alle Beiträge dieser Autorin

    Mehr über diese Autorin unter:

Unsere Autoren

Finden Sie alle unsere Autoren auf einen Blick!

Alle Autoren

Nach oben