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LOGISTIK 4.0 - EIN ELDORADO FÜR OPTIMIERUNG

11.01.2016 // Michael Schwemmle

Die Optimierung von Logistikprozessen ist unumgänglich: Bereits heute ist die Logistikbranche in Deutschland der größte Wirtschaftsbereich nach Automobilbranche und Handel. Und im Gegensatz zu den anderen Industriezweigen steigt der Bedarf nach Logistikdienstleistungen doppelt so stark wie die Gesamtwirtschaft. Ein reibungsloser Ablauf von Logistik ist daher kein Nice-to-have, sondern absolute Notwendigkeit. Zusätzlich durchläuft die gesamte deutsche Wirtschaft zurzeit einen Umbruch: Die Digitalisierung. Während heute noch alle von der Industrie 4.0 sprechen, wird der etwas speziellere Begriff „Logistik 4.0" meiner Meinung nach in Zukunft eine zunehmende Rolle spielen. Denn die vierte industrielle Revolution stellt neue Ansprüche an die Liefergenauigkeit und -flexibilität von Materialien, Zwischenprodukten, Fertigteilen und anderen Waren. Transportmittel und Lagermöglichkeiten werden selbst zum integralen Bestandteil der Wertschöpfungskette. Die Digitalisierung der logistischen Prozesse macht sie günstiger und daher besser einsetzbar für eine breite Masse und größere Räume. Dabei wird die intelligente Kommunikation der physischen Komponenten in der Logistik, das Internet der Dinge, immer wichtiger. Schon heute unterstützen Transport-, Warenmanagement- oder Supply-Chain-Management-Systeme intelligent Planung, Material- und Warenflüsse sowie Lagerhaltung. Die zunehmende Digitalisierung wird zukünftig weitere Anwendungsfelder für eine intelligente Optimierung erschließen und die Logistik so in die Ära 4.0 eintreten.

Nachhaltigkeit durch vollständig autonome Prozesse

Dass sich Logistikprozesse durch die Digitalisierung teilweise drastisch verändern, können wir anhand von Meldungen über Lieferdrohnen oder selbstfahrende Trucks fast täglich mitverfolgen. Daher erscheint meine persönliche Vision optimierter Logistik nicht mehr ganz so abwegig: In dieser Zukunftsidee haben sich Waren- und Güterverkehr auf Straßen, Schienen, Meeren und Flüssen und des Luftraumes nämlich nachhaltig verändert. Meine Hoffnung ist, dass eine auf uns zu kommende, kaum noch zu überschauende Anzahl von Logistiknetzwerken zukünftig mittels intelligenter Optimierungssysteme geplant und überwacht werden kann. So wäre es hoffentlich möglich, bei steigendem Transportaufkommen gleichzeitig Emissionen zu senken und Mensch und Umwelt zu entlasten.

Wie wird diese Vision Wirklichkeit? Aktuell sind diese Ideen nicht unbedingt umsetzbar und sie mögen auch so manchem eher unwirklich erscheinen. Ich persönlich habe schon entsprechende Technologien im Einsatz gesehen, die solche Optimierungen in verschiedenen Logistik-Bereichen operativ realisieren. Beispielsweise optimiert die Automobilbranche - die wichtigste deutsche Industrie - ihre logistischen Abläufe schon jetzt mit Hilfe entscheidungsintelligenter Softwaresysteme. So können zum Beispiel in der Neuwagenlogistik durch eine verbesserte, datenbasierte Planung Leerfahrten verringert und für eine bessere Ressourcenauslastung gesorgt werden.

Der Datenaustausch sowie die Kommunikation unter zahlreichen Objekten und Maschinen werden in allen Bereichen der Logistik bedeutender und auch die Automobilbranche stark beeinflussen. Gerade hier, wo autonome Fahrzeuge und Software eine zunehmende Rolle spielen, kann der Datenaustausch über Sensoren oder intelligente Systeme ermöglichen, dass sich die Logistik quasi autonom abspielt und Prozesse wesentlich schneller vonstattengehen. Doch wenn man gesamtwirtschaftlich Auswirkungen wie beispielsweise Umweltverschmutzung durch Logistikprozesse nachhaltig reduzieren möchte, sollte man in größeren Dimensionen denken. Denn auch die Nutzung der restlichen in der Natur noch vorhandenen fossilen Energieträger sollte meiner Meinung nach erheblich verringert werden.

Daten und neue Technologien helfen bei genauen Prognosen

Während die Automobilbranche ihre Prozesse inner- und außerbetrieblich häufig schon durch intelligente Systeme auf der Basis von Daten plant, können auch andere Branchen und Lebensbereiche davon profitieren. Denn auch hier kann Planung optimieren: Durch eine datenbasierte Prognose können Veränderungen in Abläufen wesentlich besser in die Planung integriert werden und Prozesse reibungsloser ablaufen. Beispielsweise könnten logistische Prozesse die Versorgung von Supermärkten anhand von Kundendaten (natürlich nur unter strenger Berücksichtigung von Privatsphäre- und Datenschutzregelungen) vorweg wesentlich besser planen. Unannehmlichkeiten wie überfüllte Supermarktparkplätze oder langes Warten in der Schlange an der Kasse wären passé. Die Supermarktketten könnten sich nach meiner Idee vielmehr zu Warenverteilzentren entwickeln, die es perfekt verstehen, das individuelle Kaufverhalten der Kunden optimal zu analysieren und vorherzusagen. Auf diese Weise können nahezu perfekte Beschaffungs- und Versorgungsprogramme berechnet werden. Dabei fließen auch tagesaktuelle Ereignisse in die Datenerhebung mit ein. Beispielsweise können sehr präzise Wetterprognosen helfen, die Kundennachfrage besser einschätzen zu können. Intelligente Systeme erleichtern unseren Alltag so enorm.

Eine andere Technologie, die Logistik nachhaltig verändern wird, ist Geofencing. Durch sie werden beim Überschreiten geografischer Begrenzungen via Sensoren bestimmte Aktionen automatisiert ausgelöst. Bereits heute können Logistikprozesse wie beispielsweise die Lkw-Zulaufsteuerung mit Hilfe von Geofencing optimiert werden. Der Ankunftszeitpunkt einer Lkw-Lieferung im Werk kann so beinahe minutengenau vorherbestimmt werden. Zu jedem beliebigen Zeitpunkt kann durch intelligente Ortung festgestellt werden, wo sich ein Transport gerade befindet. Mit entsprechender intelligenter Software, die diese Informationen auslesen kann, wird sehr präzise geplant und gesteuert, wann der Fahrer seine Route idealerweise unterbrechen, wieder aufnehmen und mit welcher idealen Geschwindigkeit er sich seinem Bestimmungsort annähern sollte, um eine "Punktlandung" zu erreichen. Hierdurch werden Warte- und Durchlaufzeiten im Warenverkehr deutlich reduziert und das macht Transporte nicht nur wirtschaftlicher, sondern auch umweltfreundlicher.

Fazit: Prozessoptimierung nimmt neue Dimensionen an

Die Logistik ist das zentrale Element jeder Supply Chain. Für eine Logistik 4.0 benötigen wir Systeme und Technologien, die in Zukunft weitaus größere Datenmengen intelligent speichern, auswerten und interpretieren können. Welche Möglichkeiten die weitere Verbesserung von Hardware, Algorithmen und Softwarelösungen bieten wird, ist noch ungewiss. Die Digitalisierung wird aber vermutlich neben Vorhersagen für logistische Abläufe auch alltägliche Prozesse verändern und uns das Leben erleichtern. Ich bin sehr gespannt, was die Zukunft an innovativen Logistiklösungen für uns bereithält!

ÜBER UNSERE EXPERT:INNEN

Michael Schwemmle

Michael Schwemmle arbeitet seit 2015 bei der INFORM. Er begeistert sich für Zukunftsthemen und für die Fragestellung wie Digitalisierung Innovationen im Sinne der Nachhaltigkeit unterstützen kann.