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Sechs Stellschrauben für mehr Nachhaltigkeit im Maschinenbau

20.10.2021 // Markus Günther

Pflanze wächst in einem Zahnrad

Der deutsche Maschinenbau ist hoch innovativ und seine Produkte sind weltweit gefragt. Doch die internen Abläufe plant die Branche häufig noch analog und wenig vorausschauend, sodass Einkauf, Materialwirtschaft, Logistik und Produktion sowohl im ökologischen als auch im wirtschaftlichen Verständnis oft nicht nachhaltig arbeiten.

Eine nachhaltige Produktion verursacht in der Regel keine hohen Mehrkosten, sondern führt sogar zu Kostensenkungen. Das ist den meisten Unternehmen bekannt, dennoch setzen sie konkrete Maßnahmen für nachhaltigere Prozesse oft nur zurückhaltend um. Einer Umfrage der Wertekommission zufolge sieht sich nur jeder zweite Manager für das UN-Ziel „Nachhaltige Konsum- und Produktionsweisen“ mitverantwortlich, nur etwa die Hälfte der produzierenden Betriebe bemüht sich laut einer Capgemini-Studie um einen Beitrag zur Erreichung der Pariser Klimaziele.

Hier sind sechs Stellschrauben, an denen Maschinenbauer drehen sollten, um ihre Abläufe mithilfe digitaler Lösungen effizienter, kostengünstiger und nachhaltiger zu gestalten:

  1. Eillieferungen vermeiden: Viele Maschinenbauer haben keinen genauen Überblick über ihre Lagerbestände und planen ihre Produktion bestenfalls mit Excel-Listen. Daher fehlen regelmäßig wichtige Teile und müssen kurzfristig beschafft werden, um die Produktion aufrechtzuerhalten. Das ist sowohl teuer als auch umweltschädlich, weil die zusätzlichen Lieferungen den CO2-Fußabdruck deutlich erhöhen – zumal, wenn sie wegen der großen Eile per Flugzeug statt Schiff oder Bahn oder in nicht ausgelasteten Lkws erfolgen.
  2. Lagerbestände optimieren: Sicherheit erkaufen sich Maschinenbauer gerne mit großen Lagerbeständen, sodass sie Planungsfehler oder eine zu kurzfristige Planung abfangen können. Doch die weitläufigen Lagerhallen erhöhen den Energieverbrauch für Beleuchtung, Belüftung und Klimatisierung. Zudem könnte die Fläche anderweitig genutzt werden und beispielsweise ressourcenintensive Anbauten bei einer Produktionserweiterung überflüssig machen.
  3. Verschwendung reduzieren: Mangels genauer Kenntnis von Lagerbeständen und wenig vorausschauender Planung produzieren Maschinenbauer nicht selten Teile, die sie gar nicht benötigen und später entsorgen müssen. Damit verschwenden sie Rohstoffe und Energie und verursachen einen komplett überflüssigen CO2-Ausstoß.
  4. Produktionsanlagen auslasten: Schlechte Planung und fehlende Teile führen häufig zu Leerlauf in der Produktion. Dadurch laufen Anlagen umsonst, Ressourcen bleiben ungenutzt – und oftmals müssen Maschinenbauer die Rückstände anschließend durch zusätzliche Laufzeiten und einen erhöhten Ressourceneinsatz wieder aufholen.
  5. Bestellungen zusammenfassen: Viele Einzelbestellungen verursachen unnötigen Verpackungsmüll. Fassen Maschinenbauer Bestellungen zusammen und ordern größere Losgrößen, verringert das den Verbrauch von Verpackungsmaterial und den CO2-Ausstoß. Notwendig ist dafür aber eine gute Planung, denn zu große Bestellmengen resultieren letztlich in Überbeständen und müssen womöglich sogar entsorgt werden, wenn sich keine Verwendung für sie findet.
  6. Auftragslisten digitalisieren: Bei einer analogen oder Excel-basierten Produktionsplanung erhalten Produktionsmitarbeiter zu Schichtbeginn üblicherweise Papierlisten mit Arbeitsaufträgen, auf denen sie bei unvorhergesehenen Ereignissen handschriftlich Änderungen vornehmen. Das ist nicht nur ineffizient, sondern auch Papierverschwendung.

All diese Maßnahmen lassen sich mit digitalen Planungslösungen leicht umsetzen. Die smarten Anwendungen gleichen Fertigungsaufträge mit den Produktionskapazitäten, Materialbeständen und der Personalverfügbarkeit ab und planen Abläufe effizient und wirtschaftlich. Auf diese Weise helfen sie unter anderem, Bestellprozesse und Lagerbestände zu optimieren und Maschinen optimal auszulasten.

Eine digitale und vorausschauende Planung führt ganz automatisch zu mehr Nachhaltigkeit. Sind alle Bestell-, Lager-, Logistik- und Produktionsprozesse aufeinander abgestimmt, bauen Maschinenbauer keine Überkapazitäten auf, müssen nicht kurzfristig Teile nachbestellen und reduzieren ganz allgemein ihren Energie- und Ressourcenverbrauch. Gleichzeitig nimmt eine digitale und vorausschauende Planung viel Hektik aus dem Tagesgeschäft, weil sich die Mitarbeiter kaum mit Fehlteilen, Kapazitätsengpässen und ungeplanten Ereignissen beschäftigen müssen. Dadurch entsteht eine angenehmere Arbeitsatmosphäre.

ÜBER UNSERE EXPERT:INNEN

Markus Günther

Markus Günther arbeitet seit 1999 bei der INFORM und beschäftigt sich hauptsächlich mit der Weiterentwicklung von Lösungen für den Bereich Advanced Planning & Scheduling sowie Produktionsplanung.