Umfrageergebnisse: Data Sharing entlang der Supply Chain ist wichtig, Vertrauen und Mittel fehlen

von Caroline Pehnelt

Sie kennen es bestimmt auch: Sie sitzen im Wartezimmer beim Arzt oder Fahren mit der Bahn nach Hause und erwischen sich, wie Sie noch schnell eine berufliche E-Mail mit dem Smartphone beantworten, die neusten Nachrichten komprimiert in 140 Zeichen auf Twitter teilen oder Bilder vom letzten Urlaub bei Instagram hochladen. In unserem Alltag ist der digitale Austausch von Daten und Informationen schon längst angekommen, weitgehend in unser Privatleben integriert und akzeptiert. Man könnte also annehmen, dass dies bei Unternehmen im Zeitalter des technologischen Fortschritts und der Digitalisierung ebenfalls der Fall ist. Doch für den Bereich Supply Chain Management zeigen die Ergebnisse einer neuen Umfrage von INFORM und LOGISTIK HEUTE ein etwas anderes Bild: Das Thema „Data Sharing“ ist laut den 132 Teilnehmern der Umfrage aus den Bereichen Logistik und Supply Chain immer noch mit mangelndem Vertrauen behaftet. Obwohl den Teilnehmern der Nutzen von Data Sharing bewusst ist, fehlen Prozesse und Tools für die Umsetzung. Der Frage nach Hürden und Potential im Austausch größerer Datenmengen im Unternehmen, sind INFORM und LOGISTIK HEUTE nachgegangen.

Internes Data Sharing: Bewusstsein vorhanden, Umsetzung gestaltet sich schwierig

Die Teilnehmer der Umfrage stammen aus den unterschiedlichsten Branchen und Unternehmensgrößen. Ein Großteil der Befragten arbeitet im Großhandel, Maschinen- und Anlagenbau, Automobilindustrie oder sind Hersteller sonstiger Erzeugnisse. Ein weiterer Teil der Befragten stammt aus den Industriebereichen Chemie/Pharma, Lebensmittel, Einzelhandel, Konsumgüter sowie der Stahl- und Baustoffindustrie. Obwohl das Branchenspektrum so groß ist, sind sich 99% der Teilnehmer absolut einig: Ein Austausch von Daten über die eigenen Prozessgrenzen hinweg führt zu besseren Ergebnissen im Unternehmen. Aktuell werden Datenmanagementsysteme wie ERP, CRM und WMS/LVS als Basis für die Daten- und Informationsvergütung genutzt. Bei 39% der Befragten kommen auch BI-Systeme (Business Intelligence) zum Einsatz. Trotz dieser Tatsache, sagen 29% der Befragten, dass der interne Informationsaustausch niedrig bis kaum vorhanden ist. 44% stufen den Austausch und die Datentransparenz innerhalb der Unternehmensmauern als „mittel“ ein. 61% der Befragten gaben an, dass der Datenaustausch immer noch „klassisch“ in Form von E-Mails stattfindet oder durch physische Dokumente (28%) wie Listen und Bestellungen erfolgt. 47% der Befragten tauschen Informationen in regelmäßig stattfindenden Meetings aus. Nicht zuletzt scheint auch der Einsatz unterschiedlicher Softwaresysteme in verschiedenen Abteilungen der Unternehmen (46%) ein Grund dafür zu sein Eine starre Organisationsstruktur, mangelndes Vertrauen und Kommunikation sind weitere Punkte, die einer Datentransparenz im Wege stehen.

Externes Data Sharing: Effizientere Prozesse, geringere Kosten

Die Relevanz des Data Sharing außerhalb des eigenen Unternehmens rückt durch die zunehmende Vernetzung ebenfalls immer mehr in den Vordergrund. Über die Hälfte der Befragten finden, dass das Bereitstellen von Informationen und Daten für externe Partner viele Prozesse schneller und effizienter macht und zu schnelleren Entscheidungsfindungen im Unternehmen führen kann. Das sieht auch Peter Frerichs, Bereichsleiter Inventory & Supply Chain bei INFORM so: „Es ist ein wünschenswerter Zustand, dass Unternehmen ihren Kollaborationspartner in puncto Datenaustausch vertrauen. Denn dann, wenn Unternehmen ihre Grenzen öffnen und beispielsweise den Lieferanten Einblick in eine Beschaffungsplanung geben, wird die Planung entlang der gesamten Supply Chain stabiler.“ Der Austausch bzw. die Bereitstellung von Daten nach außen kann für en Unternehmen einige Vorteile haben. Aus der Umfrage kristallisierten sich drei wichtige Hauptnutzen heraus: 89% der Befragten sehen den Hauptnutzen des externen Data Sharing in der Erreichung effizienterer Prozesse. 63% finden, dass der Austausch zu einer besseren Termintreue führt und 62% sehen einen Nutzen in der Reduzierung von Kosten. Dennoch haben viele der Befragten noch Vorbehalte, unternehmensrelevante Daten mit Lieferanten, Partnern oder Kunden zu teilen. Dies gilt besonders für Einkaufs- und Verkaufspreise (74%) sowie Stammdaten, beispielsweise Losgrößen oder Sicherheitsbestände (54%).

Die Grundlage für zukunftsfähige Prozesse

Aus den Umfrageergebnissen wird ersichtlich, dass vielen Logistik- und Supply-Chain-Verantwortlichen die Relevanz des Datenaustauschs in der Supply Chain bewusst ist. Dennoch führen starre Unternehmensstrukturen, mangelndes Vertrauen gegenüber Partnern, moderner Technologie und der Digitalisierung dazu, dass das Potential einer transparenten Informationsweitergabe, intern wie extern, noch nicht vollends ausgeschöpft ist. Für zukunftsfähige Unternehmensprozesse und einen gewinnbringenden Austausch mit externen Partnern, ist eine zunehmende Transparenz jedoch unabdingbar. Für ihr Gelingen sollten daher vorab Offenheit geschaffen und Schnittstellen festgelegt werden, sodass ein offener Datenaustausch nicht fälschlicherweise genutzt werden kann. Mehr Vertrauen, zunehmend digitale Prozesse und Transparenz bieten dann die Grundlage für Digitalisierung und Industrie 4.0.

Die detaillierten Umfrageergebnisse finden Sie unter diesem Link.



Diese Beiträge könnten Sie auch interessieren

Multi-Sourcing: Beschaffung neu denken und Lieferengpässen begegnen

Lesen

Augen auf beim Softwarekauf: so erkennen sie seriöse Anbieter und finden die Software, die ihre Prozesse unterstützt

Lesen

Was wirklich zählt: Sicherheit in der Lieferkette

Lesen

Über die Autorin

  • Caroline Pehnelt

    Caroline Pehnelt war bis 2018 bei der INFORM und hat sich mit Themenschwerpunkten aus dem Supply Chain Management beschäftigt.

    Alle Beiträge dieser Autorin

    Mehr über diese Autorin unter:

Unsere Autoren

Finden Sie alle unsere Autoren auf einen Blick!

Alle Autoren

Nach oben