Airports International: 24/7 am Flughafen Stuttgart
zurück zur ÜbersichtDas englischsprachige Fachmagazin Airports International sprach mit Michael Gassner, Director of Consulting Aviation, über das Thema Technologie und wie diese stetig zur Optimierung der Prozesse am Flughafen Stuttgart beiträgt.
Mit rund 9,7 Millionen Fluggästen im vergangenen Jahr ist der Flughafen Stuttgart (IATA-Abkürzung: STR) der sechstgrößte Flughafen Deutschlands. Pro Tag werden hier knapp 400 Flüge zu mehr als 100 Zielen durchgeführt und jährlich 20.000 Tonnen Luftfracht abgefertigt. Doch selbst ein bewährter Betriebsablauf wie in Stuttgart bedarf einer ständigen Erfolgskontrolle, möchte man das eigene Effizienzniveau halten oder gar steigern.
GroundStar, INFORMs Softwarelösung für optimierte Luftfahrtprozesse, wurde im April 2006 in Stuttgart in Betrieb genommen. Sie unterstützt sämtliche Prozesse rund um die Bodenabfertigung, umfasst eine Flughafendatenbank (AODB) sowie Systeme zur Ressourcenplanung, -steuerung und -allokation.
GroundStar wurde zunächst für die Bus- und Vorfelddienste implementiert, ist im Laufe der Zeit aber auf eine Vielzahl anderer Bereiche ausgeweitet worden. Die Software generiert Aufträge, weist diese den verfügbaren Ressourcen zu und überwacht kontinuierlich den laufenden Betrieb. Um einen ständigen Informationsaustausch zu gewährleisten, wurden mobile Datenstationen in die Busse installiert, die zunächst über WLAN kommunizierten und später durch UMTS ersetzt wurden. Vorfeldmitarbeiter wurden mit PDAs ausgestattet, um eine automatisierte Kommunikation mit den Disponenten und dem Gesamtsystem zu ermöglichen.
GroundStars AODB dient dem Flughafen Stuttgart als zentrale Datenquelle. Alle erforderlichen Basisdaten sowie sämtliche Flug- und relevanten Flughafendaten werden den angebundenen Drittsystemen zur Verfügung gestellt. Der integrierte Message Broker ermöglicht die Kommunikation zwischen Datenbank und allen externen Anwendungen. Hierzu gehören Module für Docking- und Leitsysteme, Fluglärmüberwachungsanlagen, Flugsicherungssysteme, Fluginformationssysteme (FIDS), Flughafeninfrastruktursysteme, Wetter- und Radarsysteme sowie das Intranet und Internet.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der GroundStar-Implementierung ist die integrierte Allokation von Terminalressourcen. Die Qualität der Planung hängt hier vor allem von der Interaktion mit anderen immobilen Ressourcen ab. So bestimmen beispielsweise die Standplätze welches Terminal, welcher Bereich der Gepäckbänder und oft sogar welches Passagiergate benutzt wird. Das Passagiergate bestimmt wiederum welche Ausgänge am Flugzeug zur Verfügung stehen und ob eine Treppe oder ein Flugsteig benötigt wird. Mit Hilfe von GroundStar ist der Flughafen in der Lage, die Nutzung seiner Terminalressourcen (Standplätze eingeschlossen) optimal zu planen und zu steuern, wobei sämtliche Restriktionen, bedingt durch die zahlreichen Abhängigkeiten der einzelnen Ressourcen, berücksichtigt werden. In Stuttgart umfasst dies die Zuteilung von 55 Standplätzen und Positionen, 70 Gates und Exits, 119 Abfertigungsschalter sowie 11 Gepäckbänder. Indem GroundStar das FIDS-System des Flughafens mit Informationen füttert, können Gate-Informationen in Echtzeit abgebildet werden. Ebenfalls werden die Anzeigetafeln an den Gepäckbändern mit allen erforderlichen Daten von GroundStar versorgt.
PRM
Die Ground Handling Tochter des Flughafens, Airport Ground Services (AGS), hat kürzlich INFORMs GS RealTime Modul für PRM eingeführt. Aus PR-Sicht stellen mobilitätseingeschränkte Fluggäste (PRM) einen sehr sensiblen Teil des Tagesgeschäftes dar, so dass der Druck, eine qualitativ hochwertige, jedoch gleichermaßen kostengünstige Leistung zu erbringen, enorm hoch ist. Die Software ist dazu konzipiert, die AGS-Disponenten bei einer möglichst effizienten Auftragsvergabe zu unterstützen und gleichzeitig für größere Transparenz im Tagesgeschäft zu sorgen. Täglich kümmern sich etwa 24 Mitarbeiter um bis zu 150 Fluggäste, die einen besonderen Betreuungsservice benötigen. Hierbei kann es sich um alleinreisende Minderjährige, sehbehinderte, hörgeschädigte, oder gehbehinderte Fluggäste handeln oder auch um Fluggäste ohne jegliche Einschränkung, die jedoch eine besondere Begleitung angefordert haben. Abfliegende Fluggäste werden vom Check-in-Bereich bis zum Abfluggate und von dort bis ins Flugzeug begleitet. Ankommende Fluggäste werden mit einem entsprechenden Fahrzeug direkt vom Flugzeug zum Terminal gebracht. Die zuständigen Mitarbeiter werden somit sowohl im Terminal als auch auf dem Vorfeld eingesetzt. In der Vergangenheit waren zwei Disponenten für die Allokation der Aufträge in einem der beiden Bereiche zuständig. Teil ihres Aufgabenbereiches war es, sofern erforderlich, auch selbst den Fluggästen helfend zur Seite zu stehen. Der Einsatz von Technik hat dies grundlegend verändert.
Michael Gassner, Director Consulting Aviation, meint hierzu: “Bevor wir INFORMs GS RealTime im PRM-Bereich eingesetzt haben, wurden diese Prozesse überwiegend manuell gesteuert. Alle Informationen wurden auf Papier festgehalten und die Kommunikation erfolgte entweder über Datenfunk oder Handy.“ Auf die Frage, ob bereits nennenswerte Einsparungen mit dem GroundStar PRM-System erzielt wurden, antwortet er: „Vor der Einführung von GroundStar beschäftigte die AGS zwei Disponenten per Schicht, wovon einer für das Vorfeld und einer für den Terminalbereich zuständig war. Seitdem wir mit GroundStar arbeiten, benötigen wir nur noch einen Disponenten, der den gesamten Betrieb zentral koordiniert. Gleichzeitig ist es möglich, die Kapazitäten zwischen den Bereichen auszugleichen.“ Der Hauptvorteil liegt nach Gassners Meinung jedoch in der vollständigen Transparenz (in Echtzeit), die vollkommen offen legt, was gerade an welcher Stelle passiert.
Seit der Einführung von GroundStar sind die AGS-Mitarbeiter mit Handhelds ausgestattet, auf denen sie ihre Aufträge inklusive aller hierfür relevanten Informationen wie Standplatz oder Gate des Flugzeugs ablesen können. All dies geschieht automatisch über entsprechende Updates der AODB. Man weiß nun genau, welcher Mitarbeiter gerade mit welchem Auftrag beschäftigt ist und wie effizient der Prozess abläuft. Die Handhelds ermöglichen den Mitarbeitern eine wechselseitige Kommunikation mit dem Disponenten, indem diese über die Geräte nicht nur Informationen empfangen, sondern auch Beginn und Ende eines Auftrages sowie Abholzeiten mittels sogenannter Zeitstempel an den Disponenten übermitteln können. All diese Daten werden vollständig in der AODB erfasst und „[...] ermöglichen ein Abgleich auf Regelkonformität mit entsprechendem Reporting, wodurch ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess hinsichtlich Evaluierung, Auslastung und Prozesszeiten entsteht“, so Gassner.
Darüber hinaus weist er auf die weiterreichenden Vorteile hin, die sich durch Nutzung des Systems ergeben. Hierbei stellt Gassner insbesondere die starke (messbare) Verbesserung im Servicebereich heraus: „[GroundStar] hat uns nicht nur mit besseren Dispositionsmöglichkeiten ausgestattet, sondern auch eine wesentliche Reduktion der Reaktionszeiten herbeigeführt. Dies impliziert, dass unsere Mitarbeiter nun schneller an ihrem Einsatzort verfügbar sind. Hinzu kommt eine hohe Zeitersparnis hinsichtlich auszufüllender Formulare, die stattdessen in die Betreuung der Passagiere investiert werden kann – bessere Informationen für besseren Service.“
Er beschreibt die Interaktion zwischen der AODB, dem Agenten und dem Disponenten als „reibungslos“ und fügt hinzu: „Die betrieblichen Auswirkungen sind enorm. Wir sind äußerst zufrieden mit der neuen PRM-Applikation und würden diese auch gerne weiterhin verbessern, um unseren stetig wachsenden Anforderungen an unseren Betreuungsservice gerecht zu werden. Die Nutzung der GroundStar-Daten hat sich bereits durch einen optimierten Entscheidungsprozess und einer noch höheren Effizienz ausgezahlt.“
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