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Echtzeit-IT in der Logistik: Schleppender Einsatz trotz großem Interesse

09.11.2022

Echtzeit-IT ist im Wirtschaftsbereich Logistik noch nicht flächendeckend angekommen: Laut einer Umfrage des Aachener Softwareentwicklers INFORM setzen erst ein Viertel der über 300 Teilnehmenden in ihren Logistikprozessen auf Echtzeit-IT. Auch in naher Zukunft scheinen lediglich 14 Prozent aller Befragten eine Implementierung anzustreben. Das liegt womöglich in erster Linie an Kostenpunkten und Softwareschnittstellen. Dennoch halten fast alle Teilnehmenden (98 Prozent) Echtzeit-IT in der Logistik für sehr wichtig oder eher wichtig und 87 Prozent sind überzeugt, dass sie damit in fünf Jahren besser am Markt positioniert sein werden.

Die im Sommer 2022 durchgeführte Studie befragte insgesamt 307 Mitarbeitende und Führungskräfte aus dem Logistik- und Supply Chain Management Bereich von Unternehmen unterschiedlicher Branchen. Über die Relevanz der Echtzeit-IT waren sich die Teilnehmenden weitgehend einig: So gut wie alle (98 Prozent) halten Echtzeit-IT in der Logistik für sehr wichtig oder eher wichtig. Insgesamt 89 Prozent der Umfrageteilnehmenden erachten Echtzeit-Anwendungen für entscheidend, um in Problemsituationen besser reagieren zu können. Geht es jedoch um den Einsatz von Echtzeit-IT in der Praxis, geben lediglich 26 Prozent der Befragten an, heute schon konkrete Echtzeit-Anwendungen implementiert zu haben. Die Hälfte aller Teilnehmenden haben den Schritt noch nicht gewagt oder sind sich unsicher (26 Prozent). Von den Unternehmen, die Echtzeit-IT bereits in der Praxis einsetzen, nutzen die meisten es für Tracking-&-Tracing-Prozesse (17 Prozent) sowie im Bestandsmanagement (14 Prozent). Beliebt sind Anwendungen zudem in der Kommissionierung (13 Prozent), im Ordermanagement (zwölf Prozent) und in der Tourenplanung (elf Prozent).

Potenzial erkannt

Die Gründe für die schleppende Umsetzung sind vielfältig: Über die Hälfte der Teilnehmenden sehen hohe Kosten (65 Prozent) sowie Schnittstellen zwischen Softwarelösungen (51 Prozent) als Problemfaktoren an. Neben der schwierigen Umsetzung (45 Prozent) wird eine unzureichende IT-Infrastruktur (40 Prozent) sowie das fehlende Know-How in Unternehmen (40 Prozent) häufig genannt. Wenn es darum geht, die logistischen Prozesse mit Echtzeit-IT auszustatten, erkennen die meisten jedoch das Potenzial der Anwendungen an. Die schnellere Reaktionszeit wird in 70 Prozent aller Fälle als wichtigster Vorteil gesehen, gefolgt von einer höheren Transparenz (50 Prozent) und einer zunehmenden Kundenzufriedenheit (47 Prozent). Kosteneinsparungen (45 Prozent), der bessere Informationsaustausch (32 Prozent), eine gesteigerte Zuverlässigkeit (31 Prozent) sowie eine höhere Kapazitätsauslastung (30 Prozent) wurden ebenfalls häufig genannt. 

Lediglich 14 Prozent der Unternehmen, die in Echtzeit arbeitende Systeme derzeit noch nicht in der Logistik nutzen, planen diese in den nächsten zwölf Monaten zu implementieren, 46 Prozent sind noch unentschlossen. 40 Prozent können sich gar nicht vorstellen, Echtzeit-Anwendungen in der nächsten Zeit einzuführen. Dennoch sind 88 Prozent davon überzeugt, dass Unternehmen, die heute Echtzeit-IT in der Logistik nutzen, in fünf Jahren deutlich besser (33 Prozent) bzw. besser (55 Prozent) am Markt positioniert sein werden. Zehn Prozent glauben an eine unveränderte Position, doch niemandem scheint die Investition komplett vergeblich. 

Im letzten Teil der Umfrage durften die Teilnehmenden frei Wünsche zu Echtzeit-Anwendungen für ihre Logistikprozesse äußern. Die vielfältigen Antworten betrafen beispielsweise zusätzliche Tracking-& Tracing Möglichkeiten einzelner Prozesse während des gesamten Produktionsprozesses. Zudem stehen Echtzeit-Effekte bei der EDI-Integration von Geschäftspartnern als Basis für die weitere Digitalisierung im Supply Chain Management auf der Wunschliste. Auch die Unterstützung nachhaltiger Aspekte wie eine Echtzeit-Berechnung von CO2-Emissionen je Lieferung basierend auf realen Daten sowie einer echten, ganzheitlichen Nachverfolgbarkeit von sozialen und Umwelt-Faktoren in der Supply Chain wurden genannt.

Der Weg in die richtige Richtung

Ulf König, Head of Strategic Business Development Industrielogistik bei INFORM, fasst die Ergebnisse zusammen: „Ein Interesse der Unternehmen an Anwendungen auf Basis von Echtzeit-IT ist durchaus vorhanden, doch die Umsetzung lässt noch auf sich warten. Wir hoffen, dass wir mit den Ergebnissen der Umfrage das enorme Potenzial von Echtzeit-IT aufzeigen konnten, sodass wir in naher Zukunft hoffentlich noch viele Anwendungsbeispiele erwarten können.“ 

Über die Umfrage

An der Umfrage „Echtzeit-IT in der Logistik“ von INFORM in Zusammenarbeit mit LOGISTIK HEUTE nahmen insgesamt 307 Mitarbeitende und Führungskräfte aus dem Logistik- und Supply Chain Management Bereich von Unternehmen unterschiedlicher Branchen teil. 60 Prozent der Befragten stammen aus produzierenden Industrien wie dem Maschinen- und Anlagenbau, dem Baustoff-, Automobil-, Stahl-, Chemie-, Pharma-, Konsumgüter- und Lebensmittelbereich sowie sonstigen Erzeugnissen. Im Transport- und Speditionswesen arbeiten rund neun Prozent. 15 Prozent bzw. 14 Prozent gehören dem Handel oder sonstigen Branchen an. Unter den Befragten befinden sich zu 96 Prozent Vertreter von Unternehmen mit Hauptsitz in Deutschland, die bis zu zehn Mitarbeitende (neun Prozent), 100 (26 Prozent), 500 (13 Prozent), 1.000 (13 Prozent) oder mehr als 1.000 Mitarbeitende (24 Prozent) beschäftigen.